Betreutes Wohnen 60+ in der Sozialtherapeutischen Einrichtung Burghausen
Im Alter in der eigenen Wohnung leben trotz psychischer Erkrankung. Geht das überhaupt? Zu diesem Thema haben wir uns in der STE Burghausen näher informiert.
Die Sozialtherapeutische Einrichtung (STE) Burghausen bietet ambulante Betreuungsangebote für ältere Menschen mit psychischen bzw. seelischen Erkrankungen an, sowohl in der Tagesstätte als auch im Betreuen Wohnen. Ziel ist es, dem Alltag der Betroffenen wieder eine klare Struktur zu geben, sodass sie sich selbständig zurechtfinden und vor allem ein selbst bestimmtes Leben führen können.
„Psychisch erkrankte Menschen jenseits der 60 werden von ihren Angehörigen leider oft in einem Pflegeheim untergebracht, sobald sie zuhause nicht mehr alleine zurechtkommen“, bedauert Sabine Ast-Wanders, Einrichtungsleiterin der STE in Burghausen, Freilassing und Laufen. „Eigentlich sind sie dort nicht richtig aufgehoben, denn sie haben einen überdurchschnittlich hohen Hilfebedarf, der von den Pflegekräften im Seniorenzentrum nicht in der nötigen Form begleitet werden kann. Um den Anforderungen psychisch erkrankter Senior*innen gerecht zu werden, sind ausgebildete pädagogische Fachkräfte erforderlich. Über die Angebote in Burghausen haben wir mit Sabine Ast-Wanders gesprochen.
Das Ambulant Betreute Wohnen 60+ ist ein Pilotprojekt und war lange Zeit einzigartig in Bayern. Wie kam es zur Gründung?
Die STE Burghausen startete vor acht Jahren das Pilotprojekt Betreutes Wohnen 60+ für psychisch erkrankte Menschen über 60. Die Nachfrage war riesengroß, die damals zur Verfügung stehenden BEW-Plätze (Betreutes Einzelwohnen) in den Trägerwohnungen der AWO reichten nicht aus. Auch die Nachfrage nach Betreuung durch Sozialpädagog*innen in der eigenen Wohnung war so groß, dass wir kurzerhand einen Erweiterungsantrag beim Bezirk Oberbayern stellten. Inzwischen verfügen wir in Burghausen über 24 BEW-Plätze. Mittlerweile gehört das Projekt BEW 60+ zu den regulären sozialpsychiatrischen Versorgungsbausteinen und wird auch an weiteren AWO-Standorten umgesetzt.
Welche Angebote bieten Sie im Rahmen der Tagesstätte an?
Im Rahmen des Modellprojekts haben wir zunächst die ‚Tagesstätte Burghausen‘ für Menschen aller Altersklassen eröffnet. Hier gibt es Gruppenangebote zur Tagesstrukturierung und Freizeitgestaltung unserer Klient*innen. Die Tagesstätte ist auch offen für externe Besucher*innen, die kein weiteres Betreuungsangebot nutzen, aber mithilfe des Gruppenprogramms eine
stabile Alltagsstruktur beibehalten möchten. Inzwischen haben wir unsere Angebote in der Tagesstätte auch für jüngere Besucher*innen im Landkreis geöffnet und entsprechend erweitert.
Wie lässt sich der Erfolg Ihrer Arbeit definieren?
Jeder Mensch, der zu uns kommt, wird von unseren Mitarbeitern*innen beraten und sowohl im Alltag als auch in Krisensituationen unterstützt und begleitet. Ich würde sogar sagen, dass mit jedem Tag und jedem Monat, den ein älterer, psychisch erkrankter Mensch selbst bestimmt und mithilfe unserer ambulanten Unterstützungsangebote in der eigenen Wohnung verbringt, ein riesengroßer Erfolg ist. Nicht „sorgen für“, sondern „dafür sorgen, dass“ lautet unsere Devise.
Das Ambulant Betreute Wohnen 60+ wird auch an weiteren Standorten angeboten, nämlich in Dießen, Freilassing, Laufen und Moosburg. In Waldkraiburg gibt es zusätzlich gemeinschaftliche Wohnprojekte für Menschen mit Pflegebedarf und psychischen Erkrankungen.
Astrid Kornelius
Der Artikel ist erschienen in der WIR-Mitgliederzeitschrift und steht nachfolgend zum Download zur Verfügung.
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