Seit Ende Oktober ist es besiegelt. Der AWO-Bezirksverband und die Hans-Weinberger-Akademie der AWO (HWA) engagieren sich bis mindestens 2027 in der ukrainischen Stadt Lwiw. Diesmal steht nicht die Akuthilfe – so wie in den vergangenen knapp zwei Jahren – im Vordergrund, sondern ein Pilotprojekt zur Einführung eines frühpädagogischen Konzepts in den Kindertageseinrichtungen der Stadt. „Wir freuen uns sehr über diese langfristige Zusammenarbeit“, sagt Cornelia Emili, Vorstandsvorsitzende der AWO Oberbayern. „Wir glauben an Frieden in der Ukraine und wollen heute schon damit beginnen, die Menschen hier beim Aufbau von Neuem zu unterstützen.“
Besuch aus der Ukraine in zwei AWO-Kitas
Bereits im Juli besuchten Vertreterinnen der Stadtverwaltung Lwiw gemeinsam mit Wolfgang Schindele als Vertreter der HWA und des Bezirksverbands den AWOlino-Kindergarten in Penzberg und das AWO-Kinderhaus Villa Kunterbunt in Weilheim. Neben der Besichtigung der Räumlichkeiten standen vor allem auch die pädagogischen Konzepte der Häuser im Fokus des Besuchs.
Memorandum unterzeichnet
Für einen weiteren Schritt auf dem Weg einer Zusammenarbeit hat Wolfgang Schindele als Vertreter des AWO-Bezirksverbands Oberbayern gemeinsam mit Claus Heislbetz, Vorstand der Hans-Weinberger-Akademie, bei einem Besuch in Lwiw Ende Oktober ein Memorandum unterzeichnet, an dem auf ukrainischer Seite die Stadt Lwiw und das Walnuss Haus in Lwiw beteiligt sind. Letzteres unterstützt die AWO bereits seit 2010.
Ziel der Zusammenarbeit ist, in drei Pilot-Einrichtungen in Lwiw zukunftsfähige inklusionsorientierte Konzepte zu etablieren. Bisher sind die Kindertageseinrichtungen in Lwiw zwar personell sehr gut ausgestattet. Allerdings sind die Räumlichkeiten sowie die materielle Ausstattung oftmals begrenzt. Kinder werden in der Regel frühstens ab dem zweiten Lebensjahr und lediglich mit Gleichaltrigen in jeweils separaten Gruppen betreut, ebenso wie Kinder mit Behinderungen. Entsprechend hat die Zusammenarbeit das Ziel, dass Kinder bereits ab einem Jahr in die Einrichtungen aufgenommen werden können, altersgemischte Gruppen eingeführt und Kinder mit Behinderung inklusiv gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung betreut werden.
Etappenweise Zusammenarbeit bis 2027
Im Rahmen der Zusammenarbeit geht es neben der Verbesserung der Ausstattung auch um die Qualifizierung des pädagogischen Personals mittels Schulungen, Seminaren, Fortbildungsveranstaltungen und Praktika.
In einer ersten Etappe entwickelt eine Arbeitsgruppe die Grundlagen für die Zusammenarbeit, beschafft Material, übersetzt wichtige Dokumente und organisiert Praktika für ukrainische pädagogische Kräfte in Deutschland. In der zweiten Etappe geht es um die Finanzierung des Pilotprogramms, die Instandsetzung der Räume, in denen die Betreuung stattfinden soll, sowie die Ausrüstung mit Lehr- und Lernmaterial. Zudem sollen Fortbildende der Verwaltung in Lwiw als Multiplikator*innen von der HWA ausgebildet werden. Die Etappe schließt mit einem Austausch der Erfahrungen aller Beteiligten.
Das Positionspapier des Landesverbands zur AWO-Kinderbetreuung „Kinder stärken – Familien im Blick“ soll als Basis für die Entwicklung der Konzepte in den Lwiwer Kitas eingeführt werden. Ebenso wird das Rahmenkonzept für die Kindertageseinrichtungen des Bezirksverbands übersetzt und an die örtlichen Bedürfnisse und Gegebenheiten in Lwiw angepasst. Aus diesen und weiteren Elementen des Qualitätsmanagements des Bezirksverbands entwickelt die HWA Schulungen für Multiplikator*innen. Ergänzt werden diese Fortbildungen durch Praktika in Kitas des Bezirksverbandes. Für die Umsetzung dieser Pläne stellt der Bezirksverband die Gelder der Spendenaktion für die Ukraine bereit und bietet Praktikumsplätze an. Auch die HWA übernimmt einen Teil der Kosten.
Ab September 2024 soll es schließlich konkret losgehen mit der Kinderbetreuung im Modellprojekt. Dabei werden die Einrichtungen in Lwiw weiter vom AWO-Bezirksverband Oberbayern und der HWA unterstützt. Die gesammelten Erfahrungen werden analysiert und die Prozesse gegebenenfalls angepasst. Nach drei Jahren werden die Ergebnisse präsentiert und die Aufnahme des Modells in den Regelbetrieb diskutiert.
Linda Quadflieg-Kraft
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