Der Wohnraum in Ingolstadt ist knapp. Und teuer. Da wird es für Menschen mit psychischer Behinderung oder junge Menschen mit kleinem Geldbeutel immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden, in der sie akzeptiert werden und sich wohlfühlen können. „Ingolstadt ist eine richtige Boomtown“, sagt Ralph Bartoschek, Leiter des Seniorenzentrums Katharinengarten und der Sozialtherapeutischen Einrichtung des Bezirksverbands in Ingolstadt.
Guter Wohnraum für alle
Eine weitere Erfahrung: Menschen mit psychischen Erkrankungen tun sich schwer, sich in Hausgemeinschaften zu integrieren. „In der Vergangenheit mussten wir immer wieder mit viel zeitlichem Aufwand und fachlichem Geschick zwischen unseren Klient*innen sowie anderen Personen aus der Hausgemeinschaft und Vermieter*innen vermitteln, um den Wohnraum für die uns Anvertrauten zu sichern“, weiß Bartoschek.
Auf diesen Grundlagen entstand in den letzten Monaten die Idee, in Ingolstadt ein inklusives Wohnprojekt anzustoßen, das günstigen Wohnraum schafft für Menschen mit Handicap, die sich schwertun, auf dem freien Wohnungsmarkt etwas Passendes zu finden. Wie es der Zufall wollte, wurde ein Grundstück direkt neben dem Seniorenzentrum und der Sozialtherapeutischen Einrichtung frei und erste Gespräche mit dem Grundstücksbesitzer konnten bereits geführt werden.
Vielfalt kennenlernen
Die momentanen Planungen sehen ein Haus mit rund 20 kleinen Apartments vor, mit barrierefreiem Zugang und behindertengerechten Stellplätzen in der Tiefgarage. Das Angebot für Mieter*innen soll niedrigschwellig, das heißt, an keinerlei Vorbedingungen geknüpft sein. Die Vermietung erfolgt schnell und unbürokratisch. Junge und ältere Menschen, gesunde und erkrankte, mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund sollen in dem inklusiven Wohnprojekt gemeinschaftlich wohnen können.
In dem neuen Haus geht es in erster Linie darum, miteinander zu leben und die Vielfalt der Bewohner*innen kennen und schätzen zu lernen. Man kennt sich, man hilft sich. Jede*r, der*die mag, trägt etwas zur Gemeinschaft bei, sei es das Einkaufen für die ältere Nachbarin oder das Aufpassen auf die Kinder des alleinerziehenden Vaters. Denkbar sind auch gemeinsame Mahlzeiten, vielleicht im Beisein mit dem Pflege-Azubi (ausländischer Herkunft), der dabei direkt seine Deutschkenntnisse verbessern könnte.
Integration als Win-Win-Situation
Jede*r soll bei dem Projekt gewinnen: Man kann andere unterstützen und auch selber Unterstützung erfahren. Ziel ist, dass die Menschen in der geplanten Immobilie selbstbestimmt leben und gemeinsam am Leben teilhaben können.
Erst wenn ein Bedarf entsteht, unterstützt die AWO mit ihren sozialen Dienstleistungen. Durch die räumliche Nähe können die Pflege- und Fachkräfte des Seniorenzentrums und der Sozialtherapeutischen Einrichtung umgehend und unkompliziert professionelle Hilfestellung leisten. Und auch der Bezirksverband als Einrichtungsträger gewinnt mit dem Projekt: „Wir können jungen Menschen, die sich für eine Pflegeausbildung in unseren Einrichtungen interessieren und vielleicht aus dem Ausland kommen, günstigen und attraktiven Wohnraum anbieten“, sagt Ralph Bartoschek. „So hoffen wir, uns unsere Fachkräfte für die Zukunft sichern zu können.“
Linda Quadflieg-Kraft
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